Der transatlantische GTH-Wurf ist gefallen. Nötig war dazu ein Rüde aus einer ganz besonderen Leistungszuchtlinie, welcher zum Deckakt erstmal nach Europa gebracht werden musste.

Das bedeutet: der Besitzer des Rüden musste auch das nötige Vertrauen haben, dass sein Rüde extern decken darf. Und er musste für diese Zeit auf seinen Rüden im Sport verzichten. Alles äusserst schwer zu organisierende Faktoren. (Wenn der Musher keine Geldsorgen hat, ist es äußerst schwierig einen sehr guten Deckrüden aus einem Top-Kennel rauszueisen.) Nach dieser Einigung musste man zum Aufenthaltsort des Rüden fahren (welcher ja nicht vor der Haustür stand) und hoffen.. dass er deckt und auch die Hündin in diesem Zeitrahmen ihren Eisprung hat.

Das Ganze gestaltet sich auf dem Papier recht einfach, ist aber in der Praxis schwierig umzusetzen. Die Hündin muss aus einer Top-Linienzucht kommen, da ansonsten der Heterosiseffekt verpufft. Bis hierhin ist es sicher noch einfach nachvollziehbar.

Jetzt wird es jedoch kompliziert, denn was nützt der beste Outcrosswurf, wenn die Anbindung für später nicht gegeben wäre. Reiner Zufall? Nein, wohlgeplant ist OTAGO eine Auszuchthündin und somit aus deinem Outcross entstanden von einer tragenden Linienzucht-GTH. An dieser Stelle erhalte ich somit wieder die Anbindung für spätere Würfe. Selbstverständlich sind alle Hund top durchgeprüfte Tiere - inklusive des Outcross-Rüden OPTIMUS. Deutlich erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass yellow-Anteile ausgeschlossen sind. Wie eine weitere, mögliche Verpaarung in einigen Jahren aussehen könnte, entnehmen Sie dem „fiktiven Stammbaum“. Dies ist nur eine Möglichkeit, denn die GTH-Zucht hat noch viele Hündinnen, die es wert sind auch in Linie, in extremer Linie usw. mit dem transatlantischen GTH-Outcrosswurf belegt zu werden. Noch ist alles heiße Luft, denn der Nachwuchs muss erstmal groß werden und sich gegen andere führende Musher dieser Welt nach dem Training im Wettbewerb beweisen. (Siehe Ergebnisliste von einer norwegischen MD-Meisterschaft.) Erwähnenswert ist hierbei auch, dass FUJI (unter anderem die Großmutter von AVALON) als Yearling dabei war. Dies ist insofern bemerkenswert, da es einer kleinen f2 kaum möglich ist, so ein anspruchsvolles Rennen zu bestreiten - unabhängig von Ihrer Schnelligkeit. Denn erst ab der kleinen f3 sind die Tiere wieder so stabil in Ihrer Distanzhärte, dass es gewöhnlich machbar wäre. Die gelbe Linie (MA) wurde im GTH wegen besonderen externen Merkmalen installiert. Es geht nicht darum, der Erstplatzierte auf der gezeigten Liste zu sein, sondern um eine weiterhin konkurrenzfähige GTH-Zucht in Europa. Bei einem guten Züchter galoppiert, frisst und säuft usw der Stammbaum, wenn er drauf schaut. Der Stammbaum ist kein zweidimensionales, totes Papier - der Stammbaum lebt im Geiste.

Der „German Trailhound“ steht unter anderem für eine seit Juni 2006 eingetragene Marke, für ein erfolgreiches Zucht- und Sportteam und nicht zuletzt für eine ganze Zuchtphilosophie einer an die hiesigen Verhältnisse angepassten Schlittenhunderasse - der Name soll nur einen topographischen Hinweis auf ihren Ursprung bieten.

Moderne Schlittenhunde sind handverlesene Top-Athleten, verantwortungsbewusste Zucht ist eine fortlaufende Entwicklung und Verbesserung des Vorhandenen. Sie unterliegt Dynamiken, muss sich veränderten Gegebenheiten anpassen können und letztendlich dem Hund als Leistungsträger mit natürlichen Bedürfnissen gerecht werden. Auch die Kreation des “German Trailhounds” fußt auf dieser Einstellung.

“Wir wissen alle, dass Aggressivität oder Scheuheit schnell läuft. Ich persönlich möchte einen Schlittenhund, der unseren gesellschaftlichen Bedingungen gerecht wird. Er muss vor allem umweltneutral und beherrscht auf ihm fremde Reize reagieren. Sonst ist er hierzulande nicht lebensfähig. Denn Hunde, die aus der harten Selektion für die Rennteams fallen, müssen fähig sein, sich problemlos in andere Teams zu integrieren. Oder sogar einen Einzelhundehalter bereichern, der nicht in den Zughundesport einsteigen will oder kann. Der GTH sollte in seiner Freizeit ein wenig stressbehafteter Haushund sein können. Nur so ein Wesen vermag auch zu regenerieren. Sie dürfen auch unter höchster Anspannung nicht panisch oder unangemessen wütend reagieren, sondern müssen sich vertrauensvoll selbst zurücknehmen. Das fordert jedoch einen ‘wesensstarken’ Hund, keinen unkontrollierten Psychopathen. Auch wenn letzterer vielleicht auf einem Rennen ein paar Sekunde schneller läuft. Diesen Preis bin ich nicht bereit zu zahlen.” – Heinrich Stahl in “Real Mushing Spirit” (2018)

Wichtig dabei ist die Feststellung, dass der German Trailhound seit seiner Entstehung in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ausschließlich zur Bedarfsdeckung des Steelhead Kennels gezüchtet wurde. Mit zwei bis drei Würfen im Jahr und sorgfältiger Aufzucht und Selektion besteht eine über Jahrzehnte gut dokumentierte Transparenz. Es handelt sich um Linienzucht mit minutiös eingesetzten Outcross-Verpaarungen, um inzuchtbedingte Erkrankungen auszuschließen. Phänotypisch hat sich beim German Trailhound ein laufbetonter Gebrauchshundephänotyp herauskristallisiert. Die eigentliche Selektion geschieht dabei über das Laufvermögen. Beginnend mit einem aufwendigen Biotonus-Test in den ersten Lebenswochen bis hin zu den seit 1994 jährlich stattfindenden Belastungstests über vierzig, fünfzig Kilometern auf skandinavischem Schnee hat ein GTH viele Prüfungen zu bestehen, um später auf internationalem Niveau Rennen zu bestreiten. Ausschließende Schwächen im Hochleistungsbereich bedeutet jedoch keinesfalls eine Einschränkung als Familienhund! Schlittenhunde sind Läufer. Ihre Fähigkeit, in unseren mitteleuropäischen Gefilden läuferische Spitzenleistung zu vollbringen sollte deshalb immer das Leitkriterium ihrer Zucht darstellen. Dazu gehört eine Bandbreite an physiologischen Eigenschaften wie ein geeignetes Gebäude, Herz-Kreislaufsystem, Stoffwechsel, Muskulatur, Fellstruktur, Pfoten und Hitzetoleranz. Darin sind sich zunächst alle Schläge leistungsorientiert gezüchteter Schlittenhunde sehr ähnlich. Doch eine verantwortungsvolle Zucht umfasst immer ein Gesamtpaket an physischen und vor allem psychischen Attributen! Denn um die harte Selektion über viele Generationen aufrecht erhalten zu können, muss sichergestellt sein, dass ein die hohen Leistungskriterien nicht erfüllender German Trailhound jederzeit einen Platz in einem ganz gewöhnlichen Haushalt einnehmen kann. Deshalb züchtet der Steelhead Kennel bewusst keine sogenannten „Fachidioten“ ausschließlich für die Schlittenhundeszene, deren Platzierung später extrem schwierig werden würde. Über die Jahre haben German Trailhounds sich in vielen unterschiedlichen Lebenssituationen als angenehme, eher introvertierte Alltagsbegleiter bewiesen. Sie besitzen einen ausgesprochenen „will to please“ und ruhen bei aller Motivierbarkeit spürbar in sich. Lässt der neue Besitzer sich auf diesen feinen, aufmerksamen Charakter ein, passt der German Trailhound sich bedingungslos an. Mit ihren bewusst betonten Gebrauchshundeeigenschaften bringen sie Ansprechbarkeit, Konzentrationsfähigkeit, hohe Motivation und Ausdauer mit – und das bei allem, was man ihnen als Aufgabe stellt. Wer jedes Jahr über mehrere Wochen alleine, ohne Hilfspersonen im skandinavischen Outback offene Teams für internationale Meisterschaften versorgt und trainiert, ist auf einen kooperativen und unkomplizierten Charakter in der Hundemeute wie auch gegenüber dem Menschen zwingend angewiesen! Dabei noch konkurrenzfähige Laufleistung an der Weltspitze abzuliefern – das zeichnet den German Trailhound in Körper und Geiste aus.